„Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, wo man zurzeit so gut für die pastorale Entwicklung in Deutschland lernen kann wie auf den Philippinen“, erklärt Vera Krause. Sie leitet die Diözesanstelle Pastoraler Zukunftsweg im Erzbistum Köln und spricht mit dieser Einschätzung ganz direkt auch auf die langjährige und intensive Zusammenarbeit mit dem Pastoralinstitut „Bukal ng Tipan“ (Quelle des Bundes) an, den Kooperationspartner vor Ort. Dem stimmt auch Dieter Tewes zu, der bereits neunmal mit Pastoralteams aus verschiedenen deutschen Diözesen (Münster, Paderborn, Limburg, Hamburg, Berlin, Erfurt u.a.) in dem Institut war, das weltweit vernetzt ist. Die sehr gute theoretische und praktische Begleitung vor Ort erlaubt besondere Einblicke in den Alltag einer Ortskirche am anderen Ende der Welt.
Doch nur auf den ersten Blick scheint es wenig Anknüpfungspunkte zwischen der Kirche des Inselstaates im westlichen Pazifischen Ozean und der im Erzbistum Köln zu geben. Denn beide kennen eine durchaus ähnliche volkskirchliche Prägung, beide ringen um die kirchliche Beheimatung auch der jüngeren Generationen und beide kämpfen um Gehör und Einfluss hinsichtlich der großen gesellschaftlichen Herausforderungen im jeweiligen Heimatland. Die Verschiedenheiten, die da sind, versprechen besondere Lernimpulse für die Kundschafter aus Deutschland.
82 Prozent der gut hundert Millionen Filipinos sind katholisch, doch es gibt traditionell wenige Priester und eine noch geringere Anzahl an anderen hauptberuflichen pastoralen Diensten. Daher sind Pfarreien mit 30.000, 50.000 oder auch 70.000 Katholiken seit jeher üblich. Die Vergrößerung von pastoralen Einheiten, die in Deutschland – auch im Erzbistum Köln – viele Ängste auslöst, ist auf den Philippinen Alltagserfahrung einer Kirche, die sich durch Partizipation, Dezentralität und lebendiges Glaubensleben vor Ort auszeichnet. „Hier wollen wir kapieren, nicht kopieren“, sagen Vera Krause und Dieter Tewes.